Geistige Nahrung
Geborgenheit
Ist sie nicht unsere größte Sehnsucht?
06.11.2010
Seit Hunderten von Jahren schützte die mächtige Stadtmauer die Bürgerinnen und Bürger vor feindlichen Angriffen und hielt den meisten stand. Zwölf Türme verstärkten zusätzlich die Wehrhaftigkeit. Heute noch kann man dieselben bei einem Spaziergang auf der rundum führenden schattigen Promenade bestaunen. Jedes Mal, wenn ich diesen Weg abschreite, erinnere ich mich an die Schilderungen der Stadt Gottes, dem himmlischen Jerusalem. Auch dort ist von zwölf Türmen und Toren die Rede. Sowohl die Staudtmauer in meiner Heimat als auch die Verheißung der Stadt Gottes vermitteln mir eines: Geborgenheit.Immer, wenn ich von der Arbeit in den Pfarren oder von einer Reise am Abend in mein Kloster Geras zurückkehre und die meterdicken Wände betrachte, die mich am Gang und im Zimmer umgeben, empfinde ich eines: Geborgenheit. Und ist nicht unsere größte Sehnsucht von der Geburt bis zum Tod die der Geborgenheit?
Wir Menschen tun uns heute schwer mit Institutionen und Kirchen. Viele verlassen dieselben oder lassen sich erst gar nicht auf sie ein. Die Freiheit ist uns heilig. Aber fehlt da nicht etwas?
Wenn die Gemeinschaft unserer Kirchen ein Werk Gottes sind, dann wird sich beides vorfinden: Geborgenheit und Freiheit, Schutz für die Menschen und Raum zur Entfaltung.
Das erzählen mir die alten Mauern meiner Heimat.