Geistige Nahrung

Prophet – Demut

Im Advent auf Verborgenes stoßen

09.12.2012
Die Sterne entpuppen sich da auf einmal als intelligente Wesen, und selbst der Baum entscheidet über mein Schicksal. Es ist daher nicht mehr notwendig, zu denken. Das Vertrauen können wir uns dann auch sparen, denn meinem Schicksal kann ich sowieso nicht entrinnen. So denken doch viele, oder?

Viele verwechseln Propheten mit Hellsehern: Ein Blick in das Johannesevangelium hilft uns, das grundlegend zu revidieren. Da tritt der Prophet Johannes am Jordan auf. Er stellt sich nicht selbst in den Mittelpunkt, sondern weist auf jemand Größeren hin: auf Christus, den Gesalbten.

Auch du bist gesalbt: Wenn du die Taufe erhalten hast, bist du auch ein kleiner Prophet. Du fragst dich, ob du dazu fähig bist? Schau hin auf Johannes, den Täufer. Er will seine Zeitgenossen auf eine Perspektive hinweisen, die diese in ihrer Verstocktheit, vielleicht auch in ihren Sorgen, längst abgehackt haben: Gott will mit den Menschen in die Zukunft gehen.

Was braucht ein Prophet? Aufmerksamkeit ist auf jeden Fall gefragt. Er muss zwischen den Zeilen lesen und die Zeichen der Zeit vor allem entdecken. Dann braucht er eine Portion Mut, um sich gegen so manchen Strom aus Gleichgültigkeit und Ignoranz stellen zu können. Am wichtigsten aber ist es – und das mag befremdlich anmuten –, dass er mit beiden Beinen in der Gegenwart steht.

Wer jetzt handelt: Der bereitet sich auf das Kommende vor. Im Advent dürfen wir ruhig auf das schauen, was wir gegenwärtig tun können, um Gott einen Platz zu schaffen, wo er ankommen kann. Ja, vielleicht ist er in unseren Mitmenschen schon da, und wir haben ihn noch gar nicht entdeckt!
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