Hing'schaut und g'sund g'lebt

Wegwarte – Heilpflanze des Jahres 2020

Kräftigungsmittel mit starker Wurzel und blauen Blüten

05.01.2020

Der liebenswerte Korbblütler Wegwarte weist starke Wurzeln auf, die ihn auch auf schlechter und magerer Bodenqualität überdauern lassen. Pflanzen sind gesundheitsfördernd und darüber hinaus oft ein Sinnbild für unser Leben. Dieses hat letztlich keinen Bestand ohne das gottgegebene Vertrauen.

Pfarrer Weidinger beschrieb die Wegwarte als sagenumwobenes Heilkraut: „Eine verzauberte Braut steht am Wegrand und wartet auf die Heimkehr ihres Liebsten ... Auf öden, steinigen Böden, Feldern und Wiesen finden wir das Wegwartekraut. Dieser hübsche Korbblütler ist auch das Lieblingskraut von Kräuterpfarrer Benedikt: „Wenn die Wege des Lebens nicht geradeaus führen, sondern in geschlungenen Bahnen verlaufen, so steht da am Wegrand eine Mutmacherin.“ Jeden Tag bildet die Wegwarte (Cichorium intybus) neue Blüten aus und lädt uns ein, den Teppich unserer Lebensgeschichte weiter zu knüpfen und jeden Augenblick als wertvoll und gottgeschenkt zu nutzen.

Die sparrig verzweigte Wegwarte besitzt eine tiefe Pfahlwurzel und wird 30 bis 120 cm hoch. Die behaarten Blätter der Pflanze sind tief eingeschnitten. Ein besonderes Merkmal sind die azurblauen (selten weißen) Blütenkörbchen, welche sich zeitig am Morgen öffnen und bereits zu Mittag wieder schließen. Auch bei Regen bleiben die Blüten geschlossen. Aus der wilden Wegwarte hervorgegangene Kulturrassen sind Radiccio, Chicoree und Zuckerhut.

Die Herkunft der „Blauen Distel" – so eine der zahlreichen volkstümlichen Bezeichnungen – dürfte der Mittelmeerraum und Vorderasien sein, heute findet man sie fast überall auf der Welt. Vor allem in den Herbstmonaten, aber auch im Frühjahr von März bis April, werden die Wurzeln der Wegwarte gegraben und nach gründlicher Reinigung in kleinen Stücken bei künstlicher Wärme getrocknet. Die Sammelzeit der Blüten ist von Juli bis September. Man schneidet auf keinen Fall die komplette Pflanze ab, sondern nur die Blätter und Blüten mit den oberen Stängelteilen. Die Trocknung erfolgt entweder auf natürliche Weise an einem luftigen, schattigen Ort oder künstlich bei mäßigen Temperaturen. Bitterstoffe, Inulin, Gerbstoffe, Pektin und Cholin wurden in der Wegwarte als Inhaltsstoffe nachgewiesen.

Im 18. Jahrhundert wurde die Wegwarte- oder Zichorienwurzel als gerösteter Kaffee-Ersatz entdeckt. Dieses Getränk, der Zichorien-Kaffee, gilt bis heute als anregendes Bittermittel bei schlechtem Appetit und verminderter Magentätigkeit, zur Belebung des Stoffwechsels sowie zur Förderung der Leber- und Gallentätigkeit. Bei Völlegefühl, Leibschmerzen, Blähungen und Kopfschmerzen sollte man die Wegwarte anwenden. Als Tee können sowohl die Wurzel als auch die Blätter genutzt werden: 2 Teelöffel mit 1/4 l kaltem Wasser zustellen, kurz aufkochen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Von diesem Tee nimmt man täglich 3 Schalen schluckweise zu sich. Es ist zwar ein bitteres aber effektives Kräftigungsmittel. Wegwarte-Tee lässt sich auch für Augenbäder bei Bindehautentzündung heranziehen. Der Inulingehalt, der vor allem in der getrockneten Wurzel sehr hoch ist, macht die Wegwarte für Diabetiker gut verträglich so dass der Blutzuckerspiegel merklich gesenkt werden kann.

Fenchelsamen und Wegwartewurzel zu gleichen Teilen als Tee gemischt, das stimmt fröhlich und gleicht aus. Es ist eine gute Teekombination zur Charakterpflege. Der Tee ist vor allem aufbrausenden Menschen anzuraten, die in Folge von Wutanfällen oft Fehlentschlüsse treffen.

Neigt Ihr Haustier zu Nieren- und Harnwegserkrankungen, so mischen Sie dem Futter frische Wegwarteblätter bei, oder reichen Sie dem Tier Wegwartewurzel-Tee, der auch bei Fressunlust unserer Lieblinge hilft.

Nutzen wir also die vielseitigen Eigenschaften der Kräuter-Favoritin des Jahrs 2020!

 

© Pflanzenaquarell: Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

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